Die Geschichte von Cannabis: Von der alten Heilpflanze zur modernen Medizin
Bereits vor Jahrtausenden war Cannabis eine vielseitige Kulturpflanze, die nicht nur für widerstandsfähige Fasern und nahrhafte Samen genutzt wurde. In alten Zivilisationen diente sie auch als wichtiges Heilmittel gegen Schmerzen, Entzündungen und zur Beruhigung, während bestimmte Sorten in rituellen Zeremonien Trancezustände hervorriefen. Entdecken Sie, wie diese faszinierende Pflanze den Lauf der Geschichte beeinflusste und welche erstaunlichen Anwendungsgebiete sie einst hatte!Frühe Verwendung von Cannabis
Manche Menschen behaupten, die Geschichte von Cannabis sei so alt wie die Geschichte des Menschen selbst. Cannabis wird bereits seit 4000 v. Chr. von Menschen angepflanzt und verwendet. In China wurde Cannabis ursprünglich vor allem als Nahrungsmittel und zur Gewinnung von Fasern für die Seil-, Textil- und Papierherstellung kultiviert. Cannabis wurde in China für medizinische Zwecke genutzt, allerdings erfolgte die intensive medizinische Verwendung erst später in Indien, wo Cannabis auch bei religiösen Ritualen und zu Genusszwecken gebraucht wurde. Danach verbreitete sich Cannabis über den Rest der Welt inklusive Europa; im 18. Jahrhundert wurde die Pflanze hier vornehmlich wegen ihrer Fasern angebaut und weniger zur medizinischen Verwendung¹‚².
Einführung in die westliche Medizin
Die Einführung von Cannabis in die westliche Medizin erfolgte in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als Ärztinnen und Ärzte begannen, den therapeutischen Nutzen und den euphorisierenden Effekt wissenschaftlich zu untersuchen. Die Geschichte von Cannabis fand ihren bisherigen medizinischen Höhepunkt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurden Cannabis-Extrakte und Tinkturen von pharmazeutischen Unternehmen wie Merck, Bristol-Meyers Squibb und Eli Lilly wegen ihrer sedierenden, schmerzlindernden und appetitanregenden Wirkung vermarktet¹‚².
Cannabis als illegale Droge
Die medizinische Verwendung von Cannabis nahm im Laufe des 20. Jahrhunderts wieder ab. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass die großen Wirkstoffschwankungen zwischen verschiedenen Cannabisprodukten es für Patientinnen und Patienten erschwerten, die Wirkung zu kontrollieren. Darüber hinaus wurden zunehmend synthetische Medikamente zur Behandlung vieler Symptome zugelassen, bei denen vorher Cannabis zum Einsatz kam. Außerdem wurden die ersten gesetzlichen Einschränkungen für Cannabis eingeführt, wodurch die Nutzung zu medizinischen und wissenschaftlichen Zwecken zunehmend erschwert wurde. Im Gegensatz dazu stieg der illegale Freizeitkonsum in den 1960er Jahren in der jungen Generation der westlichen Welt stark an. Mit diesem Ruf hat medizinisches Cannabis teilweise noch heute zu kämpfen – auch aufgrund der unkontrollierten Züchtung von Pflanzen, bei denen oft das Ziel verfolgt wurde, einen möglichst intensiven Rausch („High“) zu erzeugen¹‚².
Viele Patientinnen und Patienten, die Cannabis aus medizinischen Gründen anwenden, beziehen es Berichten zufolge auch heute noch aus illegalen Quellen³. Der Wirkstoffgehalt und die Reinheit dieser Produkte werden nicht kontrolliert, und das Fehlen ärztlicher Beratung birgt weitere Risiken. Es ist daher wichtig, Ärztinnen und Ärzte bezüglich der Anwendung, Dosierung und Sicherheit von medizinischem Cannabis zu informieren und zu schulen, sodass sie Patientinnen und Patienten auf dem Weg zu legalen Verschreibungen und einer korrekten, sicheren Anwendung beraten und unterstützen können.
Neuausrichtung der Cannabispolitik: Die aktuelle Situation mit CanG und MedCanG
Das Jahr 2024 markiert mit dem Inkrafttreten des Cannabisgesetzes (CanG) am 1. April eine Zäsur in der deutschen Drogenpolitik und somit einen Meilenstein in der deutschen Geschichte von Cannabis. Während das darin enthaltene Konsumcannabisgesetz (KCanG) Erwachsenen unter strengen Auflagen den privaten Eigenanbau und Besitz begrenzter Mengen Cannabis zu Genusszwecken erlaubt und ab Juli 2024 auch Anbauvereinigungen ermöglichen soll – primär mit dem Ziel, den Schwarzmarkt einzudämmen – liegt der medizinisch relevante Fortschritt im Medizinal-Cannabisgesetz (MedCanG).
Dieses MedCanG bringt entscheidende Verbesserungen für Patientinnen und Patienten. Die wichtigste Änderung ist die Herausnahme von Medizinalcannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Es gilt nun als reguläres verschreibungspflichtiges Arzneimittel (Rx). Für die Verordnung durch Ärztinnen und Ärzte genügt somit ein normales Rezept anstelle des bisherigen, aufwendigeren Betäubungsmittelrezepts. Diese Entbürokratisierung soll den Zugang zu einer legalen und qualitätsgesicherten Cannabistherapie für Patientinnen und Patienten deutlich vereinfachen und die Hürden für verschreibende Ärztinnen und Ärzte senken.
Quellenangaben
- Pisanti, S. & Bifulco, M. Medical Cannabis: A plurimillennial history of an evergreen. Journal of Cellular Physiology vol. 234 8342–8351 (2019).
- Zuardi, A. W. History of cannabis as a medicine: A review. Revista Brasileira de Psiquiatria vol. 28 153–157 (2006).
- Kvamme, S. L., Pedersen, M. M., Alagem-Iversen, S. & Thylstrup, B. Beyond the high: Mapping patterns of use and motives for use of cannabis as medicine. Nordic Studies on Alcohol and Drugs 38, 270–292 (2021).