Cannabis bei Fibromyalgie

Eine wirksame Behandlung von Fibromyalgie stellt die Medizin noch immer vor Herausforderungen. Allerdings könnte gerade Cannabis eine sinnvolle Option sein.

Bei Fibromyalgie handelt sich, um eine chronische Schmerzerkrankung, von der ungefähr zwei bis vier Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Frauen erkranken üblicherweise häufiger an Fibromyalgie als Männer, wobei die Inzidenz mit zunehmendem Alter bei beiden Geschlechtern ansteigt. Fibromyalgie hat einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der Erkrankten. Neben generalisierten, chronischen Schmerzen treten häufig Begleitsymptome auf, die zu mentaler und körperlicher Erschöpfung führen und die Lebensqualität der Erkrankten noch weiter einschränken.1

Eine wirksame Behandlung des Fibromyalgiesyndroms stellt die moderne Medizin noch immer vor Herausforderungen. Allerdings könnte gerade Cannabis eine sinnvolle Ergänzung zu konventionellen Behandlungsoptionen sein und einige der direkten und verwandten Symptome lindern. Wir bei Canify Clinics möchten dir den Weg zu medizinischem Cannabis so einfach wie möglich gestalten und unterstützen dich bei jedem Schritt:

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Was ist Fibromyalgie?

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Erkrankung noch „Fibrositis“ genannt und bezeichnete lokalisierte Schmerzen in Muskeln und Gelenken. Später wurde die Bedeutung des Begriffs auf generalisierte Schmerzen ausgeweitet und die Bezeichnung „Fibromyalgie“ setzte sich durch.1 Zwar ist die Erkrankung schon lange bekannt, doch noch immer fühlen sich Patient*innen mit ihrem Leiden häufig allein gelassen. Gesunde Menschen können sich die konstanten Schmerzen oftmals nicht vorstellen, da den Symptomen keine bestimmte Erkrankung, Verletzung oder Entzündung zugrunde liegt. Vielmehr berichten Betroffene, dass sie Schmerzen intensiver wahrnehmen.1,2


Welche Symptome treten bei Fibromyalgie auf?

Das Hauptsymptom der Fibromyalgie sind chronische Schmerzen, die in vielen Körperteilen, wie Haut, Muskeln und Gelenken, auftreten können. Die Schmerzstärke kann von einem Tag zum nächsten, aber auch während eines Tages variieren. Patient*innen fällt es deshalb häufig schwer Aktivitäten zu planen, da sie nie wissen können, wie viel Energie ihnen zur Verfügung steht. Außerdem verursachen die konstanten Schmerzen oftmals weitere Symptome und Erkrankungen, wie Erschöpfung, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Angststörungen oder Depressionen.2


Wie wird Fibromyalgie diagnostiziert?

Üblicherweise wird die Erkrankung zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr diagnostiziert, vereinzelt kann Fibromyalgie aber auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten. Patient*innen haben häufig eine jahrelange Odyssee hinter sich, bis die Diagnose Fibromyalgie gestellt ist, oftmals wird die Erkrankung auch gar nicht erkannt. Das liegt daran, dass sich die Symptome von Patient*in zu Patient*in sehr stark unterscheiden können und die Krankheit durch Laborwerte oder andere Testverfahren nicht nachgewiesen werden kann. Früher wurden 18 vordefinierten Schmerzpunkten überprüft, allerdings wird dieses Verfahren als sehr unzuverlässig eingeschätzt, da die Empfindlichkeit an diesen Schmerzpunkten bei verschiedenen Fibromyalgie-Patient*innen stark schwanken kann.2 Heutzutage werden meist standardisierte Fragebogen eingesetzt, die speziell für das Fibromyalgiesyndrom konzipiert wurden. Um andere Erkrankungen ausschließen zu können, werden darüber hinaus körperliche Untersuchungen und Bluttests durchgeführt.1,2,3


Was sind die Ursachen von Fibromyalgie?

Die genauen Ursachen des Fibromyalgiesyndroms sind weiterhin ungeklärt, allerdings vermuten Wissenschaftler, dass eine Kombination verschiedener Faktoren, wie genetische Prädisposition oder Traumata in Folge von emotionalem und sexuellem Missbrauch, für das Auftreten der Erkrankung ausschlaggebend ist. Am verbreitetsten ist heute die Annahme, dass die neuronalen Schmerzbahnen verändert werden und dadurch das Schmerzempfinden der Patient*innen gesteigert wird.1,3

Fibromyalgie: Schmerzen lindern durch Therapien

Momentan gibt es keine Therapieform, die zu einer Heilung führen könnte. Ziel der Behandlung bei Fibromyalgie ist es daher, die Schmerzen zu lindern, begleitende Symptome zu verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern. Es gibt sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Therapieoptionen, häufig bringt allerdings eine Kombination aus beiden den größten Behandlungserfolg, was sich durch die Komplexität der Krankheit erklären lässt.3


Fibromyalgie: Schmerztherapie & Standardtherapie

Standardschmerzmittel bei chronischen Schmerzen wie Ibuprofen und Paracetamol können bei Fibromyalgie nicht eingesetzt werden, da sie meistens keine Wirkung zeigen. Auch Opioide stellen aufgrund des hohen Abhängigkeitspotentials häufig keine Option dar. Stattdessen versuchen Ärzte die Schmerzweiterleitung mit Medikamenten mit antidepressiver oder antiepileptischer Wirkung, wie Amitryptylin, Duloxetin oder Pregabilin, zu stabilisieren oder zu hemmen. Allerdings ist die Wirkung auch bei diesen Präparaten oft nicht zufriedenstellend. Ärzt*innen empfehlen daher verschiedene Behandlungsstrategien anzuwenden. Die medikamentöse Schmerztherapie bei Fibromyalgie wird häufig durch nicht-medikamentöse Methoden, wie Akkupunktur, kognitive Verhaltenstherapie, Achtsamkeitsübungen, Massagen, Psychotherapie usw. ergänzt. Darüber hinaus können sanfte Sportarten, wie Yoga, Wandern oder Radfahren, zu einer Besserung der Symptome beitragen.2,3,4,5


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Hilft Cannabis bei Fibromyalgie?

Seit 2017 dürfen Ärzt*innen Cannabis unter bestimmten Voraussetzungen auf einem Betäubungsmittelrezept verschreiben. Zu diesen Voraussetzungen gehört, dass eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt, die als therapieresistent eingestuft wird, bei der keine Standardtherapie zur Verfügung steht oder die Nebenwirkungen der Standardtherapie unzumutbar sind. Nach ärztlicher Einschätzung muss zudem die Chance bestehen, dass sich die Symptomatik durch Medizinalcannabis verbessert. Im Folgenden haben wir die Studienlage zu der Wirkung von Cannabis bei Fibromyalgie für dich zusammengefasst.


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Wirkweise von medizinischem Cannabis

Ein Teil des menschlichen Nervensystems ist auf Cannabinoide spezialisiert. Das sogenannte Endocannabinoidsystem spielt eine wichtige Rolle dabei, verschiedene Funktionen, wie den Energiehaushalt, den Appetit und das Schmerzempfinden, zu regulieren. Zu diesem System gehören:

  • Cannabinoide, die von unserem Körper bei Bedarf produziert werden,
  • Enzyme, die am Auf- und Abbau der Cannabinoide beteiligt sind, sowie
  • Rezeptoren, die eine Reaktion auslösen, wenn Cannabinoide an sie binden. Diese Rezeptoren können auch von Cannabinoiden aus der Cannabispflanze (Phyto-Cannabinoide) aktiviert werden.


Fibromyalgiesyndrom und Cannabis

Cannabis wird schon seit dem Altertum verwendet, um Schmerzen zu behandeln. Heutzutage gibt es eine Evidenz dafür, dass bestimmte Arten von chronischen Schmerzen wie neuropathische Schmerzen mit medizinischem Cannabis behandelt werden können. Zwar ist die Datenlage zu Cannabis bei Fibromyalgie noch unzureichend, doch versprechen erste Studienergebnisse auch hier einen positiven Effekt. Die Wirksamkeit muss allerdings in weiteren klinischen Studien mit konsistentem Studienaufbau und einheitlicher Methodik abschließend belegt werden.1,3


Fibromyalgie: Cannabis und aktuelle Studien

In einer randomisierten klinischen Studie mit 20 Fibromyalgiepatient*innen beobachteten Wissenschaftler*innen, dass bereits eine einzige Inhalation von Cannabis mit hohem THC-Gehalt im Vergleich zur Placebo-Gruppe bei Druckausübung auf der Haut zu einer Verringerung des Schmerzempfindens führte.6

Auch eine weitere Studie, die mit 17 an Fibromyalgie erkrankten Frauen durchgeführt wurde, kam zu positiven Ergebnissen. Den Patientinnen wurde ein stark THC-haltiges Öl verabreicht, dass eine Besserung in den Kategorien „Wohlbefinden“, „Schmerz“, „Aktivität“ und „Erschöpfung“ erzielte.7 In einer groß angelegten Beobachtungsstudie wurden 211 Fibromyalgie-Patient*innen während ihrer Behandlung mit Cannabis über 6 Monate begleitet. Die Autor*innen der Studie konnten eine deutliche Besserung bei der Schmerzintensität, der Lebensqualität und Symptomen der Fibromyalgie verzeichnen. Darüber hinaus konnten sie zeigen, dass Cannabis eine sichere Ergänzung zu konventionellen Schmerztherapien darstellt, da lediglich milde bis moderate Nebenwirkungen, wie Schwindel, Mundtrockenheit, Übelkeit/Erbrechen und Hyperaktivität, auftraten. Allerdings unterlag diese Studie einigen Einschränkungen und Verzerrungen, was die Notwendigkeit von qualitativ hochwertigen klinischen Studien noch einmal unterstreicht.8

FAQ

Was ist Fibromyalgie?

Bei Fibromyalgie treten generalisierte Schmerzen in verschiedenen Körperteilen auf, die nicht von Verletzungen, Entzündungen oder Erkrankungen ausgelöst werden. Neben Schmerzen berichten Betroffene häufig von weiteren Begleitsymptomen und -erkrankungen, wie Erschöpfung, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Angststörungen oder Depressionen auf.

Kann Cannabis bei Fibromyalgie helfen?

Cannabis kann bei einigen Arten chronischen Schmerzes wirksam sein. Auch bei Fibromyalgie versprechen neuere Studien eine positive Wirkung. Allerdings ist die gegenwärtige Datenlage zu Cannabis bei Fibromyalgie noch immer unzureichend. Darüber hinaus können bisherige Studien nicht direkt miteinander verglichen werden, da sich der Studienaufbau und die Methodik sehr stark unterscheiden. Für eine bessere Evidenz der Wirksamkeit von Cannais bei Fibromyalgie wären weitere Studien hilfreich.

Disclaimer und Rechtliches

Der Artikel dient lediglich dem Zweck der Informationsweitergabe und ersetzt keine medizinische Beratung durch eine*n Ärzt*in. Die Inhalte sollen weder zur Eigendiagnose oder -behandlung motivieren noch zur selbstständigen Änderung der bisherigen medizinischen Behandlung verleiten. Canify Clinics spricht keine Empfehlungen aus und bewirbt auch keine diagnostischen Methoden oder Behandlungen. Solltest du eine Änderung deiner Therapie wünschen, ist das immer mit einer*m Ärzt*in zu besprechen. Darüber hinaus kann Canify Clinics die Richtigkeit, Aktualität und Ausgewogenheit der Inhalte nicht garantieren. Daher übernehmen sowohl die Autor*innen der Texte als auch Canify Clinics keine Haftung für Schäden, die aus der selbstständigen Anwendung der hier beschriebenen Informationen entstehen.

Quellen

  1. 1 Bourke, S. L., Schlag, A. K., O’Sullivan, S. E., Nutt, D. J. & Finn, D. P. Cannabinoids and the endocannabinoid system in fibromyalgia: A review of preclinical and clinical research. Pharmacol Ther 240, (2022).
  2. 2 IQWiG: Gesundheitsinformation.de
  3. 3 Khurshid, H. et al. A Systematic Review of Fibromyalgia and Recent Advancements in Treatment: Is Medicinal Cannabis a New Hope? (2021) doi:10.7759/cureus.17332.
  4. 4Stensson, N. et al. Increased Anandamide and Decreased Pain and Depression after Exercise in Fibromyalgia. Med Sci Sports Exerc 52, 1617–1628 (2020).
  5. 5 Carson, J. W., Carson, K. M., Jones, K. D., Lancaster, L. & Mist, S. D. Mindful Yoga Pilot Study Shows Modulation of Abnormal Pain Processing in Fibromyalgia Patients. Int J Yoga Therap 26, 93–100 (2016).
  6. 6van de Donk, T. et al.An experimental randomized study on the analgesic effects of pharmaceutical-grade cannabis in chronic pain patients with fibromyalgia. Pain 160, 860–869 (2019).
  7. 7Chaves, C., Bittencourt, P. C. T. & Pelegrini, A. Ingestion of a THC-Rich Cannabis Oil in People with Fibromyalgia: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Clinical Trial. Pain Med 21, 2212–2218 (2020).
  8. 8Sagy, I., Schleider, L. B. L., Abu-Shakra, M. & Novack, V. Safety and Efficacy of Medical Cannabis in Fibromyalgia. J Clin Med 8, (2019).