Wie kann Cannabis als Medikament angewendet werden?

An dieser Stelle werden allgemeine Möglichkeiten vorgestellt, wie medizinisches Cannabis angewendet werden kann.

Diese Hinweise dienen als Hilfestellung nach deinem ärztlichen Termin, ersetzen aber nicht die Anweisungen deines*deiner behandelnden Ärzt*in, welche grundsätzlich immer Vorrang vor diesen allgemeine Hinweisen haben. Kontaktiere immer deine*n Ärzt*in, wenn du schwere Nebenwirkungen bemerkst.

Bitte beachte, dass die Wirkung deiner Medizin sich möglicherweise nicht sofort einstellt, was sich im Laufe der Zeit oder nach Anpassung der Dosis in Absprache mit deinem*deiner Ärzt*in aber noch ändern kann.

Die Handhabung und Einnahme deines medizinischen Cannabisprodukts hängt von der Darreichungsform ab.


Inhalation

Durch die Inhalation von Cannabis kann man einen schnellen Wirkeintritt erreichen. Cannabis kann entweder geraucht oder nach Verdampfen inhaliert werden. Beim Rauchen werden die Blüten verbrannt (600-900°C) und die aktiven Wirkstoffe mit dem Rauch eingeatmet. Diese Art der Anwendung ist nicht zu empfehlen, da einige Verbrennungsprodukte krebserregend sind und die Lungen schädigen können. Die empfohlene Methode ist es daher, die Wirkstoffe zu verdampfen und dann zu inhalieren, da hier das Pflanzenmaterial nicht verbrannt wird. Stattdessen wird es bei niedrigeren Temperaturen verdampft, so dass die aktiven Wirkstoffe mit dem Aerosol eingeatmet werden können1.

Medizinisches Cannabis in Form von „Blüten“ („flos“) sollte idealerweise mit einem als Medizinprodukt lizensierten Vaporisator verdampft und inhaliert werden2.

Anwendung mit Vaporisatoren

  1. 1Wir empfehlen immer, die Anweisungen des*der Ärzt*in zu befolgen. Unterstützend kannst du die Gebrauchsanweisung des Herstellers im Handbuch deines Vaporisators zu Rate ziehen.

  2. 2Für eine gleichmäßige Dosierung sollten die unverarbeitete Blüten vor dem Gebrauch gemahlen werden. Dafür kann eine Kräutermühle verwendet werden.

  3. 3Lagere die Produkte nach Anweisung. Wenn möglich sollten ganze Blüten im Kühlschrank oder Gefrierfach aufbewahrt werden, da es das Mahlen erleichtert2. Apotheken können nach Anweisung auf dem Rezept gemahlene Blüten für dich vorbereiten.

  4. 4Die gemahlenen Blüten werden in die Füllkammer des Vaporisators gegeben (maximale Füllmenge nach Herstellerangabe), und die Kammer wird in das Gerät eingesetzt.

  5. 5Die Kammer wird auf 160-230°C erhitzt (dein*e Ärzt*in gibt die exakte Temperatur an), um die Cannabinoide zu decarboxylieren und zu verdampfen2. Normalerweise lässt sich auf dem Gerät die exakte Temperatur einstellen.

  6. 6Inhaliere den Dampf und halte etwa 5 Sekunden lang die Luft an, damit die Cannabinoide optimal über die Lungenbläschen absorbiert und an den Blutkreislauf abgegeben werden können. Beachte, dass der eingeatmete Dampf die Atemwege reizen und Husten verursachen kann.

  7. 7Wenn beim Ausatmen kein Dampf mehr zu sehen ist, ist das Material in der Füllkammer aufgebraucht.

  8. 8Das Gerät ist nach jedem Gebrauch gemäß der Vorgaben des Herstellers zu reinigen und zu lagern.

Ganze und gemahlene Cannabis-Blüten

Ganze und gemahlene Cannabis-Blüten

Oral

Medizinisches Cannabis zur oralen Einnahme ist in Form von alkoholischen Tinkturen, Ölen oder Kapseln verfügbar.

Patient*innen, die medizinisches Cannabis gegen chronische Schmerzen einnehmen, bevorzugen oft die orale Anwendung, da hier die Wirkung länger andauert, so dass die Einnahme nicht so häufig wiederholt werden muss. Da die Wirkung hier verzögert eintritt, kann die Dosisfindung länger dauern, was bei der Auftitration in Betracht zu ziehen ist2.

Anwendung von Ölen

  1. 1Für eine präzise Dosierung ist es zu empfehlen, das Öl (vor Gebrauch geschlossene Flasche bitte sanft schütteln) zunächst auf einen Teelöffel zu geben, wobei der Tropfaufsatz oder die Messpipette senkrecht über den Löffel zu halten ist. Die Tropfengröße hängt vom verwendeten Tropfaufsatz ab. Ist das Öl zähflüssig, tropft es möglicherweise nur langsam.

  2. 2Nach dem Abmessen der entsprechenden Dosis kannst du den Löffel in den Mund nehmen und das Öl herunterschlucken.

Cannabis-Öl

Um genau zu dosieren muss man den Tropfaufsatz vertikal über dem Löffel ausrichten.

Zubereitung als Tee

Eine weitere Möglichkeit, Cannabisblüten oral einzunehmen, ist die Zubereitung eines Tees. Dabei sollte beachtet werden, dass die Wasserlöslichkeit von THC und CBD gering ist und daher das Risiko besteht, dass ein Teil der Cannabinoide nicht aus den Blüten gelöst werden kann und somit verloren geht. Das Risiko einer ungleichmäßigen Dosierung und unvollständigen Decarboxylierung (Konvertierung der Cannabinoide in ihre neutrale Form) sollte bei der Anwendung von Cannabis in der Form von Tee ebenfalls betrachtet werden3.

  1. 1Mahle das Pflanzenmaterial, um eine homogene Masse herzustellen, und dosiere es nach Anweisung deines*deiner Ärztin. Das Mahlen ermöglicht eine gleichbleibende Dosierung.

  2. 2Gib kochendes Wasser hinzu und setze einen Deckel auf, um zu verhindern, dass die Terpene mit dem Dampf entweichen.

  3. 3Lass den Tee 15 Minuten lang köcheln und gieße ihn anschließend durch ein Sieb, um die festen Pflanzenteile zu entfernen3.

  4. 4Der Geschmack des Tees kann möglicherweise etwas herb ausfallen, je nachdem welche Sorte an medizinischem Cannabis verwendet wird. Du kannst ihn jedoch durch Zugabe von etwas Honig, Milch oder anderen Teesorten auf deinen Geschmack abstimmen.

  5. 5Die Haltbarkeit und Löslichkeit der Cannabinoide können über die Zugabe von Milch, Sahne oder sonstigen Fetten erhöht werden3.

Oromukosal (über die Mundschleimhaut)

Die Einnahme von Cannabis kann auch über die Mundschleimhaut erfolgen. Hierfür eignen sich Sprays zur Anwendung in der Mundhöhle und Extrakte, die unter die Zunge gegeben werden. Ein Teil der Cannabinoide wird direkt über die Mundschleimhaut in den Blutkreislauf absorbiert und ein weiterer Teil wird mit dem Speichel geschluckt und im Verdauungstrakt aufgenommen.

Sublinguale Extrakte

Sublingual bedeutet „unter der Zunge”. Der*die Patient*in erhält gewöhnlich ein Produkt in einem Glasfläschchen mit einem Tropfaufsatz oder einer Messpipette, damit diese*r präzise dosieren kann.

  1. 1Für eine präzise Dosierung ist es zu empfehlen, das Öl (vor Gebrauch geschlossene Flasche bitte sanft schütteln) zunächst auf einen Teelöffel zu geben. Dazu sollte der Tropfaufsatz oder die Messpipette senkrecht über den Löffel gehalten weren. Bitte beachte, dass die Tropfengröße vom verwendeten Tropfaufsatz abhängig ist. Das Öl kann zähflüssig sein, was dazu führen kann, dass es nur langsam heraustropft.

  2. 2Nach der Dosierung wird der Löffel unter die Zunge geführt und langsam wieder herausgezogen.

  3. 3Wenn du einige Minuten lang nicht schluckst, kannst du die Absorptionsrate der Cannabinoide über die Mundschleimhaut erhöhen.

Die Verwendung oromukosaler Sprays

  1. 1Die Sprayflasche ist mit Daumen und Mittelfinger festzuhalten. Der Zeigefinger liegt auf dem Sprühkopf.

  2. 2Vor der ersten Anwendung des Sprays ist zunächst die Pumpe zu füllen, um zu testen, ob sie funktioniert. Dazu wird die Sprayflasche in aufrechter Position gehalten und der Sprühkopf einige Male gegen ein vorgehaltenes Taschentuch betätigt, bis ein feiner Nebel austritt.

  3. 3Das Spray ist nun bereit zur Anwendung. Die Flasche ist senkrecht zu halten, wenn mit dem Sprühkopf unter die Zunge oder auf die Innenseite der Wangen gezielt wird.

  4. 4Drücke den Sprühkopf für eine genaue Dosierung ganz nach unten.

Oromukosale Verabreichung von Cannabis

Oromukosale Verabreichung von Cannabis

Wenn du Fragen zur Anwendung deines medizinischen Cannabis hast, kontaktiere bitte deine*n Ärzt*in oder deine*n Apotheker*in.





Quellenangaben

1. Grotenhermen & Häußermann. Verordnungshilfe für Ärzte. (2017).

2. MacCallum, C. A. & Russo, E. B. Practical considerations in medical cannabis administration and dosing. European Journal of Internal Medicine vol. 49 12–19 (2018).

3. Hazekamp, A., Bastola, K., Rashidi, H., Bender, J. & Verpoorte, R. Cannabis tea revisited: A systematic evaluation of the cannabinoid composition of cannabis tea. Journal of Ethnopharmacology 113, 85–90 (2007).