Medizinische Cannabissorten
Die Wahl der passenden Cannabissorte hängt von Symptomen, Chemotyp, Terpenprofil und individueller Reaktion ab. Ihr Arzt analysiert THC-/CBD-Gehalt und Terpene, um bestimmte Sorten für ihre individuellen Bedürfnisse zu empfehlen. Darreichungsformen (Blüten, Öle, Extrakte) und Dosierung beeinflussen die Therapie.Medizinisches Cannabis: Die richtige Cannabissorte für Ihre Gesundheit
Stellen Sie sich vor, Sie könnten chronische Schmerzen lindern, besser schlafen oder Ängste reduzieren – mit einer der verschiedenen Cannabissorten, die präzise auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. Medizinischer Hanf nutzt das körpereigene Endocannabinoid-System, um Symptome gezielt zu behandeln. Doch wie finden Sie die optimale Cannabissorte? Dieser Artikel ist ein Kompass durch die Welt der medizinischen Cannabissorten und gibt Einsteigern das vollumfängliche Wissen, um bewusst in die Therapie zu starten.
Was ist medizinisches Cannabis und welche Cannabissorten gibt es?
Medizinisches Cannabis wird gezielt für therapeutische Zwecke angebaut, um Beschwerden wie Schmerzen, Epilepsie oder Schlafstörungen zu lindern. Es enthält definierte Mengen an Cannabinoiden wie THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol), die in den Trichomen – den harzigen Drüsen der Blüten – konzentriert sind. Diese Stoffe ähneln körpereigenen Endocannabinoiden, die Prozesse wie Schmerzregulation oder Stimmung steuern1. Cannabissorten wie Cannabis Sativa, Cannabis Indica, Cannabis Ruderalis oder moderne Hybride unterscheiden sich in THC-Gehalt, CBD-Gehalt, Terpenen, Aroma, Wirkung und Blütezeit.
Im Gegensatz zu Nutzhanf oder Faserhanf, der im EU-Sortenkatalog für legalen Anbau gelistet ist und maximal 0,3 % THC enthält, unterliegt medizinischer Hanf strengen Qualitätskontrollen2. Züchter entwickeln durch gezielte Kreuzung neue Cannabissorten, die auf spezifische Symptome abgestimmt sind, z. B. Haze- oder Kush-Hybride.
Warum die Einteilung in Cannabis Sativa, Indica und Ruderalis für medizinische Cannabissorten umstritten ist
Traditionell werden Cannabissorten in Cannabis Sativa (groß, lange Blütezeit, anregend), Cannabis Indica(kompakt, beruhigend) und Cannabis Ruderalis (klein, autoflowering) unterteilt. Landrassen wie Afghan Kush oder Thai Haze sind reine Sorten mit spezifischer Herkunft, die die Basis für moderne Hybride bilden3. Doch diese Kategorien basieren auf äußeren Merkmalen wie Wuchs oder Blütezeit und sagen wenig über die medizinische Wirkung aus.
Was ist ein Chemotyp?
Ein Chemotyp (oder Chemovar) beschreibt das biochemische Profil einer Cannabissorte, also die genaue Zusammensetzung von THC, CBD und Terpenen, die ihre Wirkung bestimmt.

Dr. Ethan Russo betont: „Die Unterscheidung zwischen Sativa und Indica ist wissenschaftlich nicht haltbar. Nur ein Chemotyp-Test zeigt, was eine Cannabissorte wirklich kann“1. Moderne Cannabissorten wie Cali Weed sind durch Kreuzung so vielfältig, dass nur die Analyse von THC-Gehalt, CBD-Gehalt und Terpenen Aufschluss über die Wirkung und das Aroma gibt4.
Die Rolle von Cannabinoiden und Terpenen in Cannabissorten
Cannabinoide: Die Hauptwirkstoffe
- THC: Psychoaktiv, hilft bei Schmerzen, Übelkeit und Appetitlosigkeit. Es bindet an Rezeptoren im Endocannabinoid-System5.
- CBD: Nicht psychoaktiv, entzündungshemmend und angstlösend. Es ist Bestandteil von Medikamenten gegen Epilepsie6.
- Weitere Stoffe wie CBG (Cannabigerol) oder THCV gewinnen an Bedeutung7.
Terpene: Aroma und Synergie
Terpene sind aromatische Verbindungen in den Trichomen, die das Aroma (z. B. zitrusartig bei Haze) und die Wirkung einer Cannabissorte prägen. Sie verstärken den Entourage-Effekt8. Beispiele:
- Myrcen: Beruhigend, häufig in Indica-Sorten wie OG Kush.
- Limonen: Stimmungsaufhellend, in Amnesia Haze.
- β-Caryophyllen: Entzündungshemmend, in Kush-Sorten.
Was sind Trichome?
Trichome sind harzige Drüsen an den Blüten, die hohe Konzentrationen von Cannabinoiden und Terpenen speichern und die Wirkung einer Cannabissorte bestimmen.

Der Entourage-Effekt: Synergie in Cannabissorten
Der Entourage-Effekt beschreibt, wie Cannabinoide und Terpene in einer Cannabissorte zusammenwirken, um die Wirkung zu optimieren. Eine Sorte mit hohem THC-Gehalt und Myrcen wirkt z.B. stärker beruhigend als THC allein8. Züchter nutzen diesen Effekt, um durch Kreuzung Hybride wie Charlotte’s Web zu entwickeln, die auf spezifische Symptome abgestimmt sind7.
Beispiele für Cannabissorten und ihre Einsatzgebiete
Um die Vielfalt zu verdeutlichen, hier drei bekannte Cannabissorten und ihre typischen Profile:
- Amnesia Haze: Sativa-dominant, hoher THC-Gehalt (ca. 20 %), Limonen-reich. Wird bei Stress oder Depressionen eingesetzt4.
- OG Kush: Indica-Hybrid, ausgewogener THC-/CBD-Gehalt, Myrcen-lastig. Häufig bei Schmerzen oder Schlafstörungen genutzt4.
- Charlotte’s Web: CBD-dominant, niedriger THC-Gehalt (<1 %), entzündungshemmend. Bekannt für Epilepsie-Behandlung6.
Wie finde ich die richtige Cannabissorte?
Die Wahl der passenden Cannabissorte hängt von Symptomen, Chemotyp, Terpenprofil und individueller Reaktion ab. Ein Sortenfinder – ein digitales Tool oder eine ärztliche Beratung – analysiert THC-/CBD-Gehalt und Terpene, um Sorten wie OG Kush für Schmerzen oder Charlotte’s Web für Epilepsie zu empfehlen6. Darreichungsformen(Blüten, Öle, Extrakte) und Dosierung beeinflussen die Therapie. Ärzte starten mit niedrigen Dosen und passen diese an9.
Nutzhanf vs. medizinischer Hanf: Der Unterschied
Nutzhanf (auch Faserhanf) wird für Textilien, Lebensmittel oder Kosmetik angebaut, hat <0,3 % THC-Gehalt und ist im EU-Sortenkatalog gelistet. Er ist frei verkäuflich, aber nicht für medizinische Zwecke geeignet2. Medizinischer Hanf enthält höhere THC-/CBD-Gehalte, ist verschreibungspflichtig und wird unter strengen Standards kultiviert6.

Rechtliche Lage und legaler Anbau in Deutschland
In Deutschland ist der Anbau von medizinischem Hanf nur mit behördlicher Genehmigung erlaubt. Nutzhanf aus dem EU-Sortenkatalog (<0,3 % THC) darf legal angebaut werden, oft als autoflowering-Sorten wie Ruderalis2. Der Eigenanbau von medizinischen Cannabissorten ist für Privatpersonen verboten. Die rechtliche Lage kann sich ändern, daher sollten Patienten aktuelle Vorschriften prüfen10. Medizinisches Cannabis unterliegt strengen Vorgaben, während Nutzhanf-Produkte (z. B. CBD-Öle) andere THC-Grenzen haben können2.
Häufige Fragen zu Cannabissorten
Was ist der Unterschied zwischen Cannabis Sativa, Indica und Ruderalis?
Was sind Hybride und warum sind sie so verbreitet?
Welche Rolle spielt der THC- und CBD-Gehalt bei der Auswahl einer Cannabissorte?
Was sind Terpene und wie beeinflussen sie die Wirkung?
Was ist der Entourage-Effekt?
Was ist Nutzhanf und wie unterscheidet er sich von medizinischem Cannabis?
Wie finde ich die richtige Cannabissorte für meine Symptome?
Sind alle Cannabissorten in Deutschland legal?
Warum ist die Einteilung nach Sativa und Indica umstritten?
Was sind Landrassen und warum sind sie für die Züchtung wichtig?
Was muss ich bei der Dosierung von medizinischem Cannabis beachten?
Wie unterscheiden sich Blüten, Öle und Extrakte?
Welche bekannten Cannabissorten gibt es und wofür werden sie eingesetzt?
Welche Rolle spielen Züchter und Saatgutbanken?
Wie erkenne ich eine hochwertige Cannabissorte?
Glossar: Wichtige Begriffe rund um Cannabissorten
- Autoflowering: Sorten, die unabhängig von Lichtzyklen blühen, z. B. Ruderalis3.
- Chemovar/Chemotyp: Biochemisches Profil einer Cannabissorte (THC, CBD, Terpene)4.
- Entourage-Effekt: Synergie von Cannabinoiden und Terpenen für optimierte Wirkung8.
- Landrasse: Ursprüngliche, genetisch reine Cannabissorte, z. B. Haze oder Kush4.
- Trichome: Harzdrüsen, die Cannabinoide und Terpene speichern8.

Fazit: Die passenden Cannabissorten für Ihre Therapie
Die Wirkung einer Cannabissorte hängt nicht von Sativa oder Indica, sondern vom Chemotyp-Profil ab. THC-Gehalt, CBD-Gehalt und Terpene bestimmen, ob eine Sorte wie Amnesia Haze oder Charlotte’s Web Ihre Symptome lindert. Mit einem Sortenfinder und ärztlicher Beratung finden Sie die optimale Therapie.
Quellenangaben
- Piomelli, D. & Russo, E. B. (2016). The Cannabis sativa Versus Cannabis indica Debate. Cannabis and Cannabinoid Research.
- United Nations Office on Drugs (2022). Recommended Methods for the Identification and Analysis of Cannabis and Cannabis Products.
- Sawler, J. et al. (2015). The Genetic Structure of Marijuana and Hemp. PLoS One.
- Leafly (2023). Sativa vs. Indica: Was sagen Experten?
- Gloss, D. (2015). An Overview of Products and Bias in Research. Neurotherapeutics.
- Russo, E. B. (2011). Taming THC: Potential cannabis synergy and phytocannabinoid-terpenoid entourage effects. British Journal of Pharmacology.
- Zagzoog, A. et al. (2020). In vitro and in vivo pharmacological activity of minor cannabinoids. Scientific Reports.
- LaVigne, J. E. et al. (2021). Cannabis sativa terpenes are cannabimimetic and selectively enhance cannabinoid activity. Scientific Reports.
- MacCallum, C. A. & Russo, E. B. (2018). Practical considerations in medical cannabis administration and dosing. European Journal of Internal Medicine.
- Bundesministerium für Gesundheit (2025). Cannabis als Medizin: Rechtliche Rahmenbedingungen. www.bundesgesundheitsministerium.de.