Pharmakokinetik: Cannabis Stoffwechsel
Das Verständnis der Pharmakokinetik, also wie Ihr Körper medizinisches Cannabis aufnimmt und verarbeitet, ist ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Therapie. Der therapeutische Effekt von Cannabinoiden ist von den Mustern ihrer Absorption, systemischen Verteilung, Verstoffwechselung und Ausscheidung abhängig.Fragen Sie sich, wie schnell der Cannabis-Stoffwechsel ist? Das Verständnis der Pharmakokinetik von Cannabis, also wie Ihr Körper medizinisches Cannabis aufnimmt und verarbeitet, ist ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Therapie. Insbesondere der Stoffwechsel der Cannabinoide spielt hier eine entscheidende Rolle.

Pharmakokinetik: Wie der Cannabis Stoffwechsel funktioniert
Der therapeutische Effekt von Cannabinoiden ist von den Mustern ihrer Absorption, systemischen Verteilung, Verstoffwechselung und Ausscheidung abhängig. Werden Cannabinoide wie THC als Medikament eingenommen, müssen sie vom Körper absorbiert werden, bevor sie im Körper verteilt, wieder abgebaut (metabolisiert) und ausgeschieden werden. Den gesamten Prozess bezeichnet man als „Pharmakokinetik“. Der Cannabis Stoffwechsel spielt hierbei eine zentrale Rolle. Ihre therapeutische Wirkung entfalten die Cannabinoide nach der Absorption, wenn sie systemisch mit der Blutzirkulation im Körper verteilt werden und unter anderem an die Cannabinoid-Rezeptoren (CB1 und CB2) binden, woraufhin diese aktiviert werden. Die Wirkung der Cannabinoide lässt nach, wenn ihre Konzentration im Blut durch den Abbau und ihre Exkretion (Ausscheidung) mit dem Urin oder Stuhl abnimmt. Eine Ausnahme bildet das erste Abbauprodukt (Metabolit) von THC, das 11-OH-THC, welches ähnliche Wirkungen, wie das THC selbst hat.
Cannabis Stoffwechsel: Welche Rolle spielt die Verabreichungsmethode?
Absorption
Die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Absorption hängen in hohem Maß von der Einnahmeweise des medizinischen Cannabis ab. Die Aufnahme erfolgt üblicherweise peroral (Absorption im Verdauungstrakt nach Schlucken), oromukosal (über die Mundschleimhaut) oder inhalativ (über die Lungenbläschen). Die schnellste Absorption in den systemischen Blutkreislauf und den schnellsten Wirkeintritt erreicht man durch Inhalation (5-10 min), was eine schnelle Linderung von Symptomen und eine schnelle Dosisanpassung ermöglichen kann. Der Wirkeintritt erfolgt bei der oromukosalen und oralen Aufnahme langsamer (15-45 min bzw. 60-180 min), die Wirkung hält jedoch länger an, weshalb sich diese Einnahmeweise besonders zur Behandlung andauernder Symptome eignet. Die Wirkdauer beträgt bei inhalativer Anwendung etwa 2-4 Stunden, bei oraler und oromukosaler Anwendung etwa 6-8 Stunden¹. Eine Besonderheit stellen neue Formulierungen dar, welche sublingual, also unter die Zunge, eingenommen werden. Hier tritt die Wirkung schon innerhalb von 5-10 Minuten ein und hält trotzdem 6-8 Stunden an. Diese Zeitspannen sind grobe Schätzungen; die tatsächliche Wirkdauer kann von Patient zu Patient unterschiedlich sein. Weitere Faktoren wie zum Beispiel das Wirkstoffdesign, die Nahrungsaufnahme und das Inhalationsmuster können die Absorption beeinflussen.

Distribution (Verteilung)
Nach der Absorption erreichen die Wirkstoffe aus der Cannabis-Pflanze zunächst die gut durchbluteten Organe wie Lunge, Herz, Gehirn und Leber. Anschließend erreichen sie das Körperfett, wo sie sich einlagern können und später nach und nach wieder in den Blutkreislauf abgegeben werden können. Faktoren wie Körpergröße, Körperbau und Gesundheitszustand wirken sich auf die Verteilung aus².

Metabolisierung
Der Abbau von Cannabinoiden wie THC und CBD erfolgt maßgeblich in der Leber durch CYP450-Enzyme (CYP2C9, CYP2C19, CYP3A4), dabei entstehen sowohl aktive als auch inaktive Metaboliten. THC wird primär in den aktiven und euphorisierend wirkenden Metaboliten 11-OH-THC umgewandelt. Dieser kann weiter zu THC-COOH abgebaut werden³. Die beim Abbau von CBD am häufigsten entstehenden Metaboliten sind die inaktiven 7-COOH und aktiven 7-OH Metaboliten⁴⁻⁶. Bei der oralen Aufnahme von Cannabis liegt die Bioverfügbarkeit (Menge des eingenommenen Wirkstoffs, der die systemische Blutzirkulation erreicht) in manchen Fällen nur bei 6%. Der Grund dafür ist der sogenannte “First-Pass-Effekt”: Oral eingenommene Wirkstoffe werden im Gastrointestinaltrakt absorbiert und erreichen über das Pfortader-System zuerst die Leber – Sowohl im Gastrointestinaltrakt als auch in der Leber werden Teile der Wirkstoffe bereits abgebaut, bevor sie die systemische Blutzirkulation erreichen. Die Bioverfügbarkeit bei inhalativer Anwendung wird auf 10-35% geschätzt. Für die oromukosale Anwendung liegt der Wert zwischen diesen Bereichen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die fettlöslichen Cannabinoide nur zum Teil über die Mundschleimhaut absorbiert werden und ein Teil geschluckt und somit oral aufgenommen wird²,⁷.

Exkretion
Die Ausscheidung der Cannabinoide verläuft bei Patienten in Abhängigkeit von Faktoren wie dem Körperbau, dem Alter, dem allgemeinen Gesundheitszustand usw. unterschiedlich. Die Halbwertszeit (d.h. die Zeitspanne, bis die Blutkonzentration des Wirkstoffs sich halbiert hat) ist zu Beginn sehr kurz und beträgt für THC kurz nach der Einnahme in bestimmten Fällen nur 6 min. Aufgrund der Einlagerung der Cannabinoide ins Körperfett und ihrer von dort aus allmählichen Wiederabgabe in den Blutkreislauf steigt die Halbwertszeit für THC zu späteren Zeitpunkten auf mehr als 22h. Bei wiederholter täglicher Anwendung kann sich die Halbwertszeit sogar auf mehrere Tage verlängern; Cannabinoide sind daher potentiell mehrere Tage nach der Einnahme noch im Blut nachweisbar. Die Bestandteile von Cannabis werden mit dem Stuhl und dem Urin ausgeschieden²,³.

Quellenangaben
- MacCallum, C. A. & Russo, E. B. Practical considerations in medical cannabis administration and dosing. European Journal of Internal Medicine vol. 49 12–19 (2018).
- Lucas, C. J., Galettis, P. & Schneider, J. The pharmacokinetics and the pharmacodynamics of cannabinoids. British Journal of Clinical Pharmacology vol. 84 2477–2482 (2018).
- Heuberger, J. A. A. C. et al. Population Pharmacokinetic Model of THC Integrates Oral, Intravenous, and Pulmonary Dosing and Characterizes Short- and Long-term Pharmacokinetics. Clinical Pharmacokinetics 54, 209–219 (2015).
- Landmark, C. J. & Brandl, U. Pharmacology and drug interactions of cannabinoids. Epileptic Disorders 22, S16–S22 (2020).
- Taylor, L., Gidal, B., Blakey, G., Tayo, B. & Morrison, G. A Phase I, Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled, Single Ascending Dose, Multiple Dose, and Food Effect Trial of the Safety, Tolerability and Pharmacokinetics of Highly Purified Cannabidiol in Healthy Subjects. CNS Drugs 32, 1053–1067 (2018).
- Ujváry, I. & Hanuš, L. Human Metabolites of Cannabidiol: A Review on Their Formation, Biological Activity, and Relevance in Therapy. Cannabis and Cannabinoid Research vol. 1 90–101 (2016).
- Grotenhermen, F. Pharmacokinetics and pharmacodynamics of cannabinoids. Clinical Pharmacokinetics vol. 42 327–360 (2003).
- Ashton, C. H. Pharmacology and effects of cannabis: A brief review. The British Journal of Psychiatry 178, 101–106 (2001).