Medizinisches THC vs. CBD: Unterschiede, Wirkung & sichere Anwendung
THC und CBD sind die bekanntesten Cannabinoide der Cannabispflanze. Beide werden in der Medizin eingesetzt – jedoch mit unterschiedlichen Wirkungen und Risiken. Während THC psychoaktiv wirkt und den typischen Cannabis-Rausch auslösen kann, bleibt CBD nicht berauschend. In Deutschland sind sowohl THC- als auch CBD-haltige Cannabisarzneimittel verschreibungsfähig, wenn ein Arzt eine medizinische Indikation feststellt¹,².THC und CBD sind die bekanntesten Cannabinoide der Cannabispflanze. Beide werden in der Medizin eingesetzt, unterscheiden sich jedoch deutlich in Wirkung, Risiko und rechtlicher Einordnung.
Während THC (Tetrahydrocannabinol) psychoaktiv wirkt und den typischen Cannabisrausch auslösen kann, bleibt CBD (Cannabidiol) nicht berauschend. In Deutschland sind sowohl THC- als auch CBD-haltige Cannabisarzneimittel verschreibungsfähig, wenn ein Arzt eine medizinische Indikation feststellt.1,2
THC vs. CBD: Was Patienten wissen sollten
Medizinisches Cannabis ist kein Lifestyle-Produkt, sondern eine zugelassene Therapieoption bei verschiedenen chronischen Erkrankungen. Für bestimmte Krankheitsbilder – etwa therapieresistente Epilepsien (CBD), MS-assoziierte Spastik (THC/CBD-Spray) oder chronische Schmerzen (THC) – liegt eine wissenschaftlich belegte Wirksamkeit vor.2,3.
Beide Substanzen greifen in das Endocannabinoid-System des Körpers ein, das an Prozessen wie Schmerzempfinden, Muskelspannung, Appetit und Stimmung beteiligt ist. Die unterschiedlichen Effekte entstehen dadurch, dass THC und CBD an verschiedenen Rezeptoren wirken oder diese unterschiedlich stark beeinflussen.
- THC bindet vor allem an CB1-Rezeptoren im Gehirn und kann so Schmerz, Muskelspannung und Übelkeit beeinflussen – aber auch Rauschzustände auslösen.
- CBD wirkt schwächer an diesen Rezeptoren und beeinflusst indirekt Serotonin-, Adenosin- und Vanilloid-Signalwege. Dadurch kommt es zu einer beruhigenden, krampflösenden und angstlösenden Wirkung, ohne Rauschgefühl.
Beide Substanzen haben therapeutisches Potenzial, erfordern aber eine ärztliche Kontrolle, da sie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auslösen und Nebenwirkungen verursachen können.2,3,6
THC: Wirkung & mögliche Risiken
THC ist das psychoaktive Hauptcannabinoid der Cannabispflanze. Es wird medizinisch eingesetzt, um Symptome zu lindern, die mit Schmerzen, Spastiken, Appetitlosigkeit oder Übelkeit verbunden sind.
Wirkung
THC aktiviert die CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem. Patienten berichten häufig von:
- Schmerzlinderung bei neuropathischen und chronischen Schmerzen
- Entspannung der Muskulatur, insbesondere bei Spastiken
- Appetitanregung bei Tumorerkrankungen oder HIV/AIDS
- Verbesserung des Schlafs und Reduktion von Übelkeit
Risiken und Nebenwirkungen
Die psychoaktive Wirkung von THC kann jedoch auch unerwünschte Effekte verursachen. Häufig beobachtet werden:
- Schwindel, Benommenheit, Konzentrationsstörungen
- Herzklopfen oder leichter Blutdruckabfall
- Mundtrockenheit, gesteigerter Puls
- In seltenen Fällen: Angstzustände oder psychotische Episoden bei entsprechender Veranlagung4
Darüber hinaus kann THC die Fahrtüchtigkeit erheblich beeinträchtigen. Patienten sollten daher nach der Einnahme von THC-haltigen Arzneimitteln mehrere Stunden kein Fahrzeug führen und sich unbedingt an die Empfehlungen des Arztes halten.
Bei bestehender psychischer Erkrankung ist Vorsicht geboten – THC kann in Einzelfällen depressive oder paranoide Symptome verstärken.4
CBD: Medizinische Anwendung & Sicherheit
Im Gegensatz zu THC hat CBD keine berauschende Wirkung. Es gilt als gut verträglich und wird zunehmend in der Medizin erforscht.
Wirkungsweise
CBD wirkt über verschiedene Rezeptorsysteme und kann Entzündungen, Krämpfe und Angstzustände lindern. Besonders gut belegt ist die Wirksamkeit bei seltenen Epilepsieformen wie dem Lennox-Gastaut- oder Dravet-Syndrom. Hier kann CBD die Anfallshäufigkeit deutlich reduzieren.5,6
Weitere Anwendungsgebiete werden derzeit klinisch untersucht, unter anderem:
- Angststörungen und posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
- Entzündliche Erkrankungen (z. B. Morbus Crohn)
- Schlafstörungen und Unruhezustände
Sicherheit und Nebenwirkungen
CBD wird im Allgemeinen gut vertragen. Häufige, meist milde Nebenwirkungen sind:
- Müdigkeit oder Schläfrigkeit
- Durchfall
- Veränderungen der Leberwerte bei hohen Dosen
CBD kann den Abbau anderer Medikamente in der Leber beeinflussen, darunter Clobazam, Antidepressiva und Antiepileptika. Deshalb ist eine ärztliche Überwachung bei der Einnahme unerlässlich.5,6
Medizinische Einsatzgebiete von THC und CBD
Indikation | THC | CBD |
---|---|---|
Chronische Schmerzen | ✔ Evidenz für kleine bis moderate Schmerzlinderung3 | △ weniger Daten |
MS-assoziierte Spastik | ✔ in Kombination mit CBD (Nabiximols) wirksam2 | ✔ Teil der Kombination |
Epilepsie (LGS, Dravet, TSC) | ✘ nicht empfohlen | ✔ zugelassenes CBD-Öl (Epidyolex)5 |
Übelkeit / Appetitverlust | ✔ antiemetisch, appetitsteigernd4 | △ unklare Daten |
Diese Übersicht zeigt, dass THC vor allem bei Schmerz und Spastik, CBD hingegen bei Epilepsie und neurologischen Störungen eingesetzt wird. In vielen Fällen kann die Kombination beider Wirkstoffe eine ausgewogenere Wirkung erzielen.
Praxisbeispiel: Cannabis-Erfahrung
Ein 52-jähriger Patient mit chronischer neuropathischer Schmerzstörung erhielt über mehrere Jahre verschiedene Standardtherapien, darunter Opioide und Antikonvulsiva – ohne ausreichende Wirkung. Nach einem ärztlichen Beratungsgespräch wurde eine Therapie mit einem THC/CBD-Extrakt eingeleitet.
Die Dosis wurde schrittweise erhöht, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Nach sechs Wochen berichtete der Patient über eine Schmerzreduktion um etwa 30 Prozent, verbesserten Schlaf und gesteigerten Appetit, jedoch auch über gelegentlichen Schwindel.
Eine regelmäßige Verlaufskontrolle und Anpassung der Dosierung halfen, die Balance zwischen Wirkung und Verträglichkeit zu finden. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie individuell eine Cannabistherapie verläuft und wie wichtig ärztliche Begleitung ist.
Rechtliche Lage: Cannabis auf Rezept 2025
Mit dem Medizinal-Cannabisgesetz (MedCanG), das 2024 in Kraft trat, wurde der rechtliche Rahmen für Cannabisarzneimittel in Deutschland deutlich vereinfacht. Ärzte dürfen Cannabispräparate seitdem auf einem normalen Rezept verordnen.
Für gesetzlich Versicherte ist vor der ersten Verordnung in der Regel eine Genehmigung der Krankenkasse erforderlich. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) legt fest, unter welchen Voraussetzungen Cannabisarzneimittel erstattungsfähig sind.7,8
Diese Entbürokratisierung erleichtert Patienten den Zugang zu einer ärztlich begleiteten Therapie und fördert gleichzeitig die Akzeptanz des Themas in der medizinischen Praxis.
Selbstmedikation: Risiken vermeiden
Immer mehr Menschen greifen zu frei verkäuflichen CBD-Produkten aus dem Internet. Diese sind jedoch nicht mit zugelassenen Arzneimitteln vergleichbar. Häufig weichen die angegebenen Wirkstoffgehalte von der tatsächlichen Konzentration ab, oder es finden sich Rückstände von Pestiziden, Lösungsmitteln oder Schwermetallen.
Noch gefährlicher ist die Selbstmedikation mit illegalem THC, da dabei Dosierung, Reinheit und Wirkung unkontrolliert bleiben. Eine Überdosierung oder psychische Reaktionen können die Folge sein.
Wer über eine Therapie mit Cannabis nachdenkt, sollte dies immer mit einem qualifizierten Arzt besprechen. Nur so lässt sich die Behandlung sicher planen, überwachen und individuell anpassen.
Fazit
THC und CBD sind zwei unterschiedliche, aber komplementäre Wirkstoffe der Cannabispflanze. Beide können medizinisch sinnvoll eingesetzt werden – vorausgesetzt, sie werden ärztlich überwacht und korrekt dosiert.
- THC kann Schmerzen und Spastiken lindern, kann aber Nebenwirkungen wie Schwindel oder Konzentrationsstörungen verursachen.
- CBD kann krampflösend und angstlösend wirken und gilt als gut verträglich.
Gemeinsam bilden sie die Grundlage einer modernen, wissenschaftlich fundierten Cannabismedizin. Patienten sollten sich jedoch stets ärztlich beraten lassen, bevor sie eine Behandlung beginnen oder Präparate eigenständig anwenden.
Häufige Fragen
Was ist der grundlegende Unterschied zwischen THC und CBD?
Wann kommt THC, wann CBD in der Medizin in Betracht?
Das hängt von Beschwerdebild, Vorerkrankungen, Begleitmedikation und Verträglichkeit ab.
- Hinweise für THC u. a. bei chronischen Schmerzen, Appetitmangel oder Übelkeit.3,4
- Hinweise für CBD u. a. bei bestimmten Epilepsieformen, wo robuste Evidenz vorliegt.1,6
Die Auswahl trifft der Arzt nach individueller Prüfung.
Wirkt CBD auch ohne Rauscheffekt?
Welche Beschwerden sprechen auf THC an?
Es gibt Hinweise auf eine kleine bis moderate Schmerzlinderung bei chronischen Schmerzen. THC kann außerdem gegen Übelkeit wirken und den Appetit anregen.3,4
Wichtig: Nutzen und Risiken müssen individuell abgewogen werden.
Welche Beschwerden sprechen auf CBD an?
Für therapieresistente Epilepsieformen (z. B. Lennox-Gastaut-, Dravet- oder Tuberöse-Sklerose-Syndrom) liegen überzeugende Studiendaten vor.1,6
Für andere Anwendungsgebiete ist die Datenlage derzeit uneinheitlich.5
Wie sicher sind THC und CBD?
- THC: Schwindel, Müdigkeit, Herzklopfen, Konzentrationsstörungen; selten Angst oder psychotische Symptome.
- CBD: Müdigkeit, Durchfall, teils erhöhte Leberwerte.4,6
Die Therapie sollte ärztlich überwacht werden.
Beeinflusst medizinisches THC die Fahrtüchtigkeit?
Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten?
Wie erfolgt die Dosierung?
Welche Darreichungsformen gibt es?
- Inhalation: schneller Wirkungseintritt, geeignet für akute Beschwerden.
- Ölige Extrakte oder Kapseln: langsamere Aufnahme, stabile Wirkspiegel – oft für die Basistherapie.
- Standardisierte Zubereitungen: definierte Dosierungen bei klaren Indikationen.3
Die Auswahl erfolgt durch den Arzt nach Indikation und Verträglichkeit.
Ist eine Selbstmedikation mit frei verkäuflichen CBD-Produkten sinnvoll?
Welche Risiken bestehen bei psychischen Vorerkrankungen?
Wie sieht die rechtliche Lage 2025 aus?
Wer entscheidet, ob THC oder CBD geeignet ist?
Gibt es Unterschiede beim Abhängigkeitspotenzial?
Können Ernährung und Lebensstil die Wirkung beeinflussen?
Ja. Fettreiche Mahlzeiten können die Aufnahme oraler Cannabinoide erhöhen. Alkohol und andere beruhigende Stoffe verstärken Nebenwirkungen.4,5
Sprechen Sie dies im Arztgespräch an.
Was ist bei Leber- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu beachten?
Wie wird der Therapieerfolg gemessen?
Wie gehe ich bei Nebenwirkungen vor?
Was ist mit Drogentests oder Arbeitsscreenings?
Darf man während der Therapie Auto fahren?
Was gilt bei Reisen?
Warum ist ärztliche Begleitung wichtig?
Quellenangaben
- EMA EPAR: Epidyolex® (Cannabidiol) – Indikationen LGS, Dravet, TSC https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/epidyolex
- Cannabis in der Behandlung der Spastik und anderer Symptome der Multiplen Sklerose https://www.rosenfluh.ch/psychiatrie-neurologie-2023-05/cannabis-in-der-behandlung-der-spastik-und-anderer-symptome-der-multiplen-sklerose
- AHRQ Living Systematic Review: Cannabinoide bei chronischem Schmerz (2024) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/40238954/
- Annual Review of Medicine: Adverse Impact of Cannabis (2023) https://www.annualreviews.org/content/journals/10.1146/annurev-med-052422-020627
- WHO-ECDD CBD-Review: Sicherheit & Interaktionen
- Randomisierte Studien zu Epidyolex bei kindlichen Epilepsien https://www.gelbe-liste.de/neue-medikamente/epidyolex-cannabidiol-epilepsie
- BfArM: Medizinal-Cannabisgesetz (MedCanG) https://www.bfarm.de/DE/Bundesopiumstelle/Medizinisches-Cannabis/_node.html
- G-BA: Beschlüsse zur Kostenübernahme Cannabisarzneimittel https://www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/1210/