Kontraindikation

Wird Cannabis als Therapieoption in Betracht gezogen, gibt es einige Gruppen von Patient*innen, die besonders vorsichtig sein müssen.

Schwangerschaft/Stillzeit

Die Verwendung von Cannabis sollte während der Schwangerschaft und Stillzeit vermieden werden. Cannabinoide erreichen den Fötus über die Nabelschnur und können Wachstumsstörungen verursachen oder die Entwicklung des Nervensystems beeinträchtigen. Da Cannabinoide aus Cannabis auch in der Muttermilch nachweisbar sind, sollte man während der Stillzeit ebenfalls auf die Einnahme verzichten1.

Kombination mit anderen Substanzen, die das zentrale Nervensystem (ZNS) dämpfen

Wenn Cannabis gemeinsam mit anderen Substanzen eingenommen wird, die dämpfend auf das zentrale Nervensystem (ZNS) wirken (z.B. Alkohol, Benzodiazepine, Opiate), können sich die sedierenden Effekte aufaddieren2,3.

Kinder und Jugendliche

Cannabis, besonders Sorten mit hohem THC-Gehalt, sollte von Personen unter 25 Jahren nicht verwendet werden, sofern der Nutzen nicht das Risiko übersteigt. In dieser Patient*innengruppe kann der Cannabiskomsum die Hirnreifung beeinträchtigen und langfristige Auswirkungen auf die kognitive Leistung haben; ferner ergibt sich ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von psychotischen Erkrankungen und Abhängigkeit3,4.

Ältere Patient*innen

Über die Verwendung von Cannabis bei älteren Patient*innen gibt es wenige veröffentlichte Daten. Altersbedingte Faktoren wie ein gestörtes Gleichgewichtsgefühl, ein verlangsamter Leber-Stoffwechsel sowie Herz-Kreislauferkrankungen sollten bei der Verabreichung von Cannabis in dieser Patient*innengruppe besonders berücksichtigt werden3.

Psychiatrische Erkrankungen

Patient*innen, die in der Vergangenheit an einer psychiatrischen Erkrankung (vor allem Psychosen, Schizophrenie, aber auch affektive Störungen) gelitten haben, oder bei denen Schizophrenie in der Familie vorgekommen ist, sollten bei der Verwendung von Cannabis mit hohem THC-Gehalt vorsichtig sein. Dies gilt auch für Patient*innen, die in der Vergangenheit alkohol-, medikamenten- oder drogenabhängig waren, da bei ihnen das Risiko für einen missbräuchlichen Cannabis-Gebrauch höher ist3,5.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

THC kann Herzrasen (Tachykardie) und Blutdruckabfall (orthostatische Hypotonie) auslösen; bei Patient*innen mit bekannten Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems ist Vorsicht geboten2.

Leber- oder Niereninsuffizienz

Cannabis sollte bei Patient*innen mit schweren Beeinträchtigungen der Leber- oder Nierenfunktion nur mit Vorsicht angewendet werden, da keine ausreichenden Daten zur potentiellen Akkumulation von Cannabinoiden bei regelmäßigem Gebrauch vorliegen3.




Quellenangaben

1. Grant, K. S., Petroff, R., Isoherranen, N., Stella, N. & Burbacher, T. M. Cannabis use during pregnancy: Pharmacokinetics and effects on child development. Pharmacology and Therapeutics vol. 182 133–151 (2018).

2. Cannabisbureau.nl. Information for pharmacists and healthcare professionals. (2021).

3. Health Canada. INFORMATION FOR HEALTH CARE PROFESSIONALS. Cannabis (marihuana, marijuana) and the cannabinoids. (2018).

4. Felice, M. de & Laviolette, S. R. Reversing the Psychiatric Effects of Neurodevelopmental Cannabinoid Exposure: Exploring Pharmacotherapeutic Interventions for Symptom Improvement. International Journal of Molecular Sciences 22, (2021).

5. Lowe, D. J. E., Sasiadek, J. D., Coles, A. S. & George, T. P. Cannabis and Mental Illness: A Review. European archives of psychiatry and clinical neuroscience 269, 107 (2019).