Glossar

Durchsuche die Liste mit Fachbegriffen, die oft im Bezug auf medizinisches Cannabis verwendet werden und lies die Erklärungen dazu.

2-AG

2-Arachidonylglycerol (2-AG) ist ein vom Körper hergestelltes Cannabinoid (daher Endocannabinoid genannt). 2-AG bindet an die beiden hauptsächlichen Cannabinoid-Rezeptoren (CB1 und CB2) und aktiviert diese, was verschiedene Prozesse im Körper in Gang setzt.

Abhängigkeit

Das in Cannabis enthaltene THC kann potentiell abhängig machen, wobei das Risiko wahrscheinlich steigt, je mehr THC konsumiert wird. Allerdings wurden die meisten wissenschaftlichen Studien zur Cannabis-Abhängigkeit im Zusammenhang mit Freizeitkonsum durchgeführt, so dass der Zusammenhang zwischen medizinisch begründetem Cannabisgebrauch und der Entwicklung einer Abhängigkeit nahezu unerforscht ist.

Das Fehlen entsprechender Daten bedeutet, dass das Risiko einer Abhängigkeitsproblematik mit medizinischem Cannabis nicht ausgeschlossen werden kann, vor allem bei hoher Dosierung und häufiger Einnahme. Dieses Risiko muss der*die Ärzt*in gegenüber dem potentiellen Nutzen der Behandlung abwägen.

Der US-amerikanische Fachverband der Psychiater fasst die Diagnosen Cannabis-Abhängigkeit und -Missbrauch zusammen als „Cannabis Use Disorder“ (F12.- Psychische Störungen und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide nach ICD 10).

AEA

Anandamid (AEA) ist ein vom Körper hergestelltes Cannabinoid (daher Endocannabinoid genannt). AEA bindet an die beiden hauptsächlichen Cannabinoid-Rezeptoren (CB1 und CB2) und aktiviert diese, wobei die Wirkung auf CB1 stärker ist. Durch diesen Vorgang werden verschiedene Prozesse im Körper in Gang setzt. Die pharmakologische Wirkung von AEA ähnelt der von THC.

API

Der aktive pharmazeutische Wirkstoff (API) eines Medikaments ist für den therapeutischen Effekt verantwortlich. Medizinisches Cannabis enthält mehrere verschiedene Wirkstoffe; unter anderem die am besten bekannten Cannabinoide THC und CBD sowie weitere Bestandteile der Cannabis-Pflanze (wie z.B. Terpene oder sekundäre, d.h. weniger bekannte Cannabinoide), die eine therapeutische Wirkung haben. Somit beinhaltet medizinisches Cannabis eine komplexe Mischung an potentiellen Wirkstoffen, die offenbar gemeinsam den medizinischen Effekt orchestrieren.

Bioverfügbarkeit

Die Bioverfügbarkeit beschreibt die Menge des eingenommenen Medikamentenwirkstoffs, welche tatsächlich den Blutkreislauf erreicht. Viele Faktoren beeinflussen die Bioverfügbarkeit von medizinischem Cannabis – einer der wichtigsten Faktoren ist die Darreichungsform (oral, inhalativ, sublingual). Weitere Faktoren sind das Geschlecht oder der allgemeine Gesundheitszustand des*der Patient*in sowie das Wirkstoffdesign.

Cannabinoide

Als Cannabinoide bezeichnet man eine Gruppe von chemischen Verbindungen, die mit dem Endocannabinoidsystem (ECS) des Körpers interagieren. Körpereigene Cannabinoide (Endocannabinoide) werden vom Körper bei Bedarf hergestellt. Es gibt auch pflanzliche Cannabinoide (Phyto-Cannabinoide), die vor allem in der Cannabispflanze vorkommen; diese sind verantwortlich für die meisten therapeutischen Effekte von medizinischem Cannabis. Die bekanntesten Endocannabinoide sind Anandamid (AEA) und 2-Arachidonylglycerol (2-AG); die bekanntesten Phyto-Cannabinoide sind THC und CBD.

Cannabis sativa L.

Die taxonomische Klassifizierung von Pflanzen wird zur hierarchischen Einordnung von Pflanzen in Gruppen wie Familien, Gattungen, Arten und Unterarten verwendet. Der lateinische Name Cannabis sativa L. bezeichnet eine einzelne Spezies (Art) der Gattung Cannabis, welche wiederum zur Familie der Cannabaceae (Hanfgewächse) gehört. Auch Hopfen gehört zur Familie der Hanfgewächse. Ob Cannabis sativa L. in Unterarten eingeteilt werden soll, wird wissenschaftlich noch diskutiert; die gebräuchliche Bezeichnung für mögliche Unterarten sind dabei Sativa und Indica.

CB1

Der Cannabinoid-Rezeptor Typ 1 (CB1) gehört zum Endocannabinoidsystem (ECS) des Körpers und reagiert sowohl auf Einwirkung durch Cannabinoide aus der Cannabis-Pflanze (Phytocannabinoide) als auch auf Einwirkung körpereigener Cannabinoide (Endocannabinoide). CB1 kommt in verschiedenen Zellen und Geweben des Körpers vor, die größte Anzahl an CB1 ist jedoch im Zentralnervensystem (ZNS) zu finden.

CB2

Der Cannabinoid-Rezeptor Typ 2 (CB2) gehört zum Endocannabinoidsystem (ECS) des Körpers und reagiert sowohl auf Einwirkung durch Cannabinoide aus der Cannabis-Pflanze (Phytocannabinoide) als auch auf Einwirkung körpereigener Cannabinoide (Endocannabinoide). CB2 kommt in verschiedenen Zellen und Geweben des Körpers vor, die größte Anzahl an CB2 findet sich jedoch in Strukturen, die dem Immunsystem zugeordnet sind.

CBD

Cannabidiol (CBD) ist eines der Haupt-Cannabinoide der Cannabispflanze und erzeugt beim Patienten keinen euphorisierenden Rausch („High“), sondern wird vor allem wegen seiner antientzündlichen, krampflösenden, muskelentspannenden, angstlösenden, nervenschützenden, anti-oxidativen und anti-psychotischen Eigenschaften medizinisch genutzt1,2. CBD-Produkte, die weniger als 0,2% THC enthalten, werden rezeptfrei außerhalb von Apotheken vermarktet; allerdings können Verbraucher bezüglich Qualität, Wirkstoffgehalt und Produktsicherheit sich nur dann auf die Beachtung pharmazeutischer Standards verlassen, wenn sie CBD Produkte pharmazeutischer Qualität auf Rezept in einer Apotheke erwerben3.

Chemotyp

Als Chemotypen bezeichnet man Pflanzengruppen, die aufgrund weniger Kategorien definiert sind wie z.B. danach, welches Cannabinoid vorwiegend enthalten ist (z.B. THC-dominant, THC:CBD-balanciert, CBD-dominant), ungeachtet der Konzentration oder dem Gehalt sonstiger Cannabinoide und Terpene. Pflanzen des gleichen Chemotyps können daher verschieden stark wirken und wegen der übrigen Inhaltsstoffe unterschiedliche therapeutische Effekte zeigen.

Chemovar

In einem Chemovar sind Pflanzen nach ihrem Wirkstoffprofil definiert; hierzu wird der tatsächliche Gehalt mehrerer Cannabinoide quantitativ erfasst und das Terpenprofil mitberücksichtigt.

Cultivar

Cultivar ist ein Kürzel aus dem englischen Begriff “cultivated variety“ (kultivierte Sorte) und bezeichnet eine Gruppe von Pflanzen, die aufgrund gezielter Züchtung gemeinsame eindeutige, gleichförmige und stabile Charakteristika ausgebildet haben, welche auch bei weiterer Vermehrung fortbestehen.

Endocannabinoidsystem (ECS)

Wissenschaftler haben entdeckt, dass Cannabinoide aus der Cannabis-Pflanze mit einem essenziell für die Körperfunktion wichtigen System interagieren und nannten dieses in Folge das „Endocannabinoid-System“ (ECS). Das ECS besteht aus Signalmolekülen, die vom Körper selbst hergestellt werden (Endocannabinoide), Enzymen, die für die Synthese und den Abbau der Endocannabinoide verantwortlich sind, und Rezeptoren mit Bindungsstellen für die Endocannabinoide. Das ECS ist an der Erhaltung des Gleichgewichts vieler Körperfunktionen (Homöostase) beteiligt; es reguliert Appetit, Energieumsatz, Schmerzempfinden, Stimmung, Gedächtnis, Immunreaktionen und vieles mehr4.

Entourage-Effekt

Den kombinierten und interaktiven therapeutischen Effekt mehrerer Verbindungen aus der Cannabis-Pflanze (beispielsweise Cannabinoide in Kombination mit Terpenen) bezeichnet man als Entourage-Effekt.

Extrakte

Einige Cannabis-Produkte sind als Flüssigkeiten (Öle oder Tinkturen) erhältlich, hier werden in Extraktionsverfahren mit Ethanol oder flüssigem CO2 die Wirkstoffe aus dem Pflanzenmaterial gelöst. Das flüssige Medikament wird dann üblicherweise geschluckt oder mit einer Pipette unter der Zunge platziert, wo der Wirkstoff über die Schleimhaut aufgenommen wird. Ferner kann ein Extrakt auch in Kapseln oder Zäpfchen abgefüllt werden oder zu Salben für die äußerliche Anwendung weiter verarbeitet werden.

First-Pass Effekt

Wenn medizinisches Cannabis peroral eingenommen wird, werden die Wirkstoffe im Dünndarm absorbiert und erreichen über das Pfortadersystem zuerst die Leber. In der Leber wird ein Teil der Wirkstoffe zu aktiven und inaktiven Metaboliten abgebaut, was als „First-Pass Effekt“ bezeichnet wird. Die verbleibenden Wirkstoffe und Abbauprodukte werden anschließend über den systemischen Blutkreislauf im gesamten Körper verteilt. Wegen des First-Pass Effekts ist der Anteil an eingenommenen Cannabinoiden, die letztlich den systemischen Blutkreislauf erreichen, möglicherweise nicht höher als etwa 6% der Anfangsmenge. Man nimmt an, dass dieser Anteil bei inhalativer Anwendung bei etwa 10-35% liegt, da die Cannabinoide über die Lungenbläschen direkt den systemischen Blutkreislauf erreichen5.

Flavonoide

Bei Flavonoiden handelt es sich um eine Gruppe von pflanzlichen Verbindungen mit verschiedenen Funktionen und kommen auch in der Cannabis-Pflanze vor. Flavonoide unterstützen wichtige Prozesse wie Wachstum und Entwicklung und machen zum Teil Duft, Geschmack und Farbe einer Pflanze aus. Außerdem schützen sie die Pflanze vor schädigenden Umwelteinflüssen wie Mikroorganismen, Insekten und UV-Strahlung6. Vermutlich sind Flavonoide auch am Entourage-Effekt beteiligt, was bedeutet, dass sie gemeinsam mit anderen Wirkstoffen für den therapeutischen Effekt von medizinischem Cannabis verantwortlich sind. Dies muss allerdings noch durch vertiefte Studien bestätigt werden.

Flos

Flos ist das lateinische Wort für Blüten; wird medizinisches Cannabis als „Cannabis flos“ bezeichnet, dann handelt es sich dabei um getrocknete Blüten. Flos kann gemahlen werden, damit Patienten die Dosierung leichter fällt.

GACP

Ein reproduzierbarer Anbau medizinischer Pflanzen setzt ein geeignetes System zur Qualitätssicherung voraus. Um die hohe und gleichbleibende Qualität von medizinischem Cannabis zu gewährleisten, werden die Pflanzen nach GACP Richtlinien angebaut (GACP ist das englische Kürzel für „Good Agricultural and Collection Practice“, auf deutsch „Gute Praxis für die Sammlung und den Anbau von Arzneipflanzen“).

GMP

Für medizinische Zwecke werden Cannabis-Produkte nach GMP-Vorgaben hergestellt; GMP steht für „Good Manufacturing Practice“ (dt.: „Gute Herstellungspraxis von Arzneimitteln“) und sieht vor, dass die Hersteller jeden Schritt in der Produktionskette, welcher die Produktqualität beeinflussen kann, genau überwachen und dokumentieren. Dies ermöglicht eine gleichbleibend hohe Qualität der Produkte und minimiert das Risiko von Verunreinigungen, Verwechslungen und sonstigen Fehlerquellen. GMP-Vorgaben gelten für die Herstellung aller Arzneimittel und Wirkstoffe, um die Patientensicherheit zu gewährleisten.

Illegales Cannabis

Alle Cannabis-Produkte zur medizinischen Verwendung, die ohne ärztliche Verordnung erworben werden, sind in Deutschland illegal. Cannabis-Patienten in Dänemark greifen mehrheitlich (nach einer Umfrage bis zu 90%)7 auf illegale Quellen zurück, bei denen Wirkstoffgehalt und Unbedenklichkeit (z.B. Schadstoffe und Streckmittel) nicht kontrolliert werden und daher erheblich schwanken können. Dadurch ergeben sich bezüglich der Wirksamkeit der Produkte große Unterschiede und die fundierte Patientenberatung fehlt gänzlich3.

Indica

Als Indica bezeichnet man eine mögliche Unterart der Spezies Cannabis sativa L., welche ursprünglich im südwestlichen Teil Asiens angebaut wurde und sich durch relativ niedrigen, buschigen Wuchs mit kurzen, breiten Blattfingern auszeichnet. Die heutigen Cannabis-Pflanzen sind meist Hybride aus Cultivaren mit unterschiedlichen Charakteristiken und Inhaltsstoffen, so dass eine saubere Abgrenzung von Unterarten schwer ist.

Magistralrezeptur

Wird in Apotheken medizinisches Cannabis auf ärztliche Verschreibung hin individuell nach Rezeptanweisung zubereitet, bezeichnet man dies als Magistralrezeptur. Auf diese Weise kann der*die Ärzt*in Medizin verschreiben, die individuell auf den Bedarf seines*seiner Patient*in zugeschnitten ist.

Medizinisches Cannabis

Unter dem Ausdruck medizinisches Cannabis versteht man Cannabis-Produkte, die ein breites Spektrum an unterschiedlichen Wirkstoffen aus der Cannabis-Pflanze enthalten, einschließlich Cannabinoide, Terpene, Flavonoide und andere. Die Produkte werden nach strengen Vorgaben angebaut und verarbeitet, benötigen aber keine formale Arzneimittelzulassung wie herkömmliche Medikamente.

Opioide

Opioide wie Morphin, Fentanyl, Oxycodon und Hydromorphon sind häufig verschriebene Schmerzmittel. Der Gebrauch von Opioiden birgt ein hohes Risiko für Missbrauch und Entwicklung einer Abhängigkeit.

Pharmazeutisches Cannabis

Unter dem Ausdruck pharmazeutisches Cannabis versteht man Cannabis-basierte Produkte, die nach umfangreicher Prüfung in klinischen Studien für die Behandlung einer bestimmten Indikation in einer oder mehreren geographischen Regionen eine offizielle Arzneimittelzulassung erhalten haben.

Quality of Life (QoL - Lebensqualität)

Die gesundheitsbezogene Lebensqualität, meist als QoL bezeichnet, ist in klinischen Studien zu medizinischem Cannabis ein häufig verwendeter Studienendpunkt (d.h. messbares Studienziel); die QoL-Bewertung beruht auf der subjektiven Einschätzung de*der Patientin. Bei medizinischen Interventionen, mit denen weniger die Heilung als vielmehr eine Linderung der Symptome erzielt werden soll, spielt die QoL-Bewertung eine wichtige Rolle. Sie beschreibt die Zufriedenheit des Patienten und den subjektiv empfundenen Nutzen der Behandlung; Faktoren also, die bei der Messung anderer Endpunkte übersehen werden könnten. Die Bewertung der QoL schließt Parameter wie körperliche, psychische, soziale, emotionale und geistige Befindlichkeit mit ein.

Ruderalis

Als Ruderalis bezeichnet man eine mögliche Unterart der Spezies Cannabis sativa L., welche ursprünglich in Zentralrussland beheimatet war und vergleichbar kleinwüchsig ist. Die heutigen Cannabis-Pflanzen sind meist Hybride aus Cultivaren mit unterschiedlichen Charakteristiken und Inhaltsstoffen, so dass eine saubere Abgrenzung von Unterarten schwer ist.

Sativa

Als Sativa bezeichnet man eine mögliche Unterart der Spezies Cannabis sativa L., welche ursprünglich in Süd-Asien angebaut wurde und durch ihren hohen Gehalt an Fasern, überdurchschnittliche Wuchshöhe und lange, schmale Blattfinger charakterisiert ist. Die heutigen Cannabis-Pflanzen sind meist Hybride aus Cultivaren mit unterschiedlichen Charakteristiken und Inhaltsstoffen, weshalb eine saubere Abgrenzung von Unterarten schwer ist.

Strains

„Strain“ ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine Gruppe von Cannabispflanzen mit demselben Namen (möglicherweise ähnliche Zuchtlinie); bedeutet jedoch nicht, dass die Pflanzen einen standardisierten Gehalt an Cannabinoiden und Terpenen haben. Pflanzen mit völlig unterschiedlichen Eigenschaften können also zum gleichen „Strain“ gehören; der Name ist demnach kein präziser Indikator für die Stärke und zu erwartende Wirkung. Wissenschaftlich wird der Ausdruck Strain (Stamm) im Gebiet der Mikrobiologie zur Gruppierung von Bakterien, Pilzen und Viren benutzt, nicht aber in der Botanik.

Terpene

Terpene sind eine Gruppe von chemischen Verbindungen, die unter anderem in der Cannabis-Pflanze vorkommen; als Hauptbestandteil von ätherischen Ölen tragen sie vornehmlich zu ihrem Duft und Geschmack bei; die Zusammensetzung des Terpenprofils bestimmt die einzigartige Charakteristik der Pflanze. Es ist anzunehmen, dass Terpene zum therapeutischen Effekt von Cannabis beitragen (Entourage-Effekt), dieser Effekt ist allerdings noch nicht gut untersucht, so dass weiterführende Studien nötig sind6.

THC

THC (Δ9 – Tetrahydrocannabinol) ist eines der häufigsten Cannabinoide der Cannabis-Pflanze und vor allem für seine psychoaktive Wirkung wie z.B. Euphorie bekannt. Euphorie ist gleichzeitig die bekannteste unerwünschte Nebenwirkung, wenn Cannabis zu medizinischen Zwecken genutzt wird. Medizinisch wird THC vor allem wegen seiner schmerzlindernden, muskelentspannenden und appetitanregenden Wirkung sowie als Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen genutzt1.

Therapeutisches Fenster (therapeutische Breite)

Das therapeutische Fenster ist die Spannbreite zwischen der niedrigsten Dosis, mit der eine Wirkung erzielt werden kann, und der Dosis, ab der unerwünschte oder nicht zu tolerierende Nebenwirkungen auftreten. Patienten, die unerfahren im Umgang mit Cannabis sind, haben üblicherweise ein sehr schmales therapeutisches Fenster. Patienten, die regelmäßig Cannabis konsumieren, entwickeln dagegen mit der Zeit ein breites therapeutisches Fenster.

Toleranz

Bei wiederholtem Gebrauch von medizinischem Cannabis kann bei manchen Patient*innen eine verringerten Wirksamkeit bezogen auf ein oder mehrere behandelte Symptome beobachtet werden, häufig aber auch verminderte Nebenwirkungen. Dieser Effekt wird als “Toleranz” bezeichnet. Um starke Nebenwirkungen zu vermeiden, empfiehlt sich eine langsame Steigerung der Dosis. Man beginnt die Therapie mit einer niedrigen Dosierung, so dass der Patient seine körperlichen und psychischen Reaktionen auf die Medizin kennenlernen und langsam Toleranz entwickeln kann.

Unerwünschte Nebenwirkungen

Als unerwünschte Nebenwirkungen bezeichnet man alle unerwünschten Effekte einer medizinischen Behandlung. Für medizinisches Cannabis sind vor allem leichte bis moderate unerwünschte Nebenwirkungen typisch, die nur wenige Stunden andauern. In den meisten Fällen können diese durch Dosisanpassung reguliert werden, beziehungsweise gewöhnt sich der Körper mit der Zeit an den Wirkstoff, so dass die Nebenwirkungen bei wiederholtem Gebrauch schwächer werden. Weitere Details hierzu findest du in den FAQs1.

Vaporisator

Medizinisches Cannabis in Form von „flos“, also Blüten, kann durch Inhalation des Aerosols nach Verdampfen der Blüten in einem Vaporisations-Gerät (Vaporisator) verabreicht werden. Es ist empfehlenswert, einen Vaporisator zu verwenden, der über eine Lizenz als Medizinprodukt verfügt. Dein*e Ärzt*in kann dir helfen, einen geeigneten Vaporisator auszuwählen. Das Rauchen von medizinischem Cannabis ist nicht zu empfehlen, da Verbrennungsprodukte krebserregend sind und der Lunge schaden können1.

Quellenangaben

1. MacCallum, C. A. & Russo, E. B. Practical considerations in medical cannabis administration and dosing. European Journal of Internal Medicine vol. 49 12–19 (2018).

2. Health Canada. Information For Health Care Professionals. Cannabis (marihuana, marijuana) and the cannabinoids. (2018).

3. Hazekamp, A. The Trouble with CBD Oil. Medical Cannabis and Cannabinoids 1, 65–72 (2018).

4. Lowe, H., Toyang, N., Steele, B., Bryant, J. & Ngwa, W. The endocannabinoid system: A potential target for the treatment of various diseases. International Journal of Molecular Sciences vol. 22 (2021).

5. Lucas, C. J., Galettis, P. & Schneider, J. The pharmacokinetics and the pharmacodynamics of cannabinoids. British Journal of Clinical Pharmacology vol. 84 2477–2482 (2018).

6. Lowe, H., Steele, B., Bryant, J., Toyang, N. & Ngwa, W. Non-Cannabinoid Metabolites of Cannabis sativa L. with Therapeutic Potential. Plants 10, 1–17 (2021).

7. Kvamme, S. L., Pedersen, M. M., Alagem-Iversen, S. & Thylstrup, B. Beyond the high: Mapping patterns of use and motives for use of cannabis as medicine. Nordic Studies on Alcohol and Drugs 38, 270–292 (2021).